Weihnachten im Sommer?

"Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten!" - unter diesem Motto stand das Festkonzert Ende Juli in Leipzig anlässlich des Stammapostelbesuches und der goldenen Hochzeit von Bezirksapostel i.R. Nehrkorn und seiner Frau. Es waren die bekannten Eingangstakte des Weihnachtsoratoriums, die von Trompeten und Pauken intoniert wurden.

Es waren die bekannten Eingangstakte des Weihnachtsoratoriums, die beim Festkonzert am 29. Juli 2006 in der Kirche Leipzig-Mitte von Trompeten und Pauken intoniert wurden. Doch der Chor sang einen gänzlich anderen Text: "Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten!". Hatte der langjährige Leiter und Orchesterdirigent Jürgen Gerisch diesmal die verkehrten Noten auf die Pulte geworfen?

Doch dies ist schließlich die Original-Kantate, die aus Bachs Feder floss! Nur eben seine eigene Umarbeitung ist als Weihnachtsoratorium von Leipzig aus zigfach in die Welt getragen worden. Die goldene Hochzeit von Bezirksapostel i.R. Fritz Nehrkorn und seiner Frau Lieselotte war Anlass genug, den unbekannten Text der Original-Kantate - ursprünglich der Königin von Polen huldigend - mit einem Kunstgriff zu verändern. Mit "Goldnes Paar lebe, dies wünschen wir alle!" wurde diese Glückwunsch-Kantate als Geschenk von Zentralchor und Orchester dargebracht.

Eine Arie später kam man schon wieder ins Grübeln: "Blühet, ihr Linden in Sachsen, wie Zedern". Der aufmerksame Botaniker fand jedoch alle nötigen Informationen im aufschlussreichen Programmheft. Diese sind übrigens auch im Booklet der vorab produzierten CD abgedruckt, die im Verlag Friedrich Bischoff erhältlich sein wird.

Natürlich durften im Mozart-Jahr 2006 selbst in der "Bach-Stadt" Leipzig keine Kompositionen des 250-jährigen Jubilars fehlen: Stilsicher überzeugten zwei Orgelstücke des jungen Mozart und leiteten über zu dem sommerlich-luftigen Konzert für Flöte, Harfe und Orchester. Die sakrale Seite des Mozartschen Gesamtwerkes wurde mit Ausschnitten aus seiner Missa in C bedient. Die Sänger durchdrangen den lateinischen Text glaubhaft.

Der Chor interpretierte auch im diesjährigen Konzert wiederum Lieder aus den neuapostolischen Sammlungen, die jedoch so gar nicht nach Gemeindegesang klingen wollten, sondern Inhalte und Komposition gekonnt aufrauten.

Während das bestens aufgelegte Orchester bereits zur Eröffnung des Konzerts in Händel'scher Feuerwerksmusik selbiges "abgebrannt" hatte, konnte der Chor zum Abschluss des Programms nun kräftig nachlegen. Ein weiteres Werk Händels, aus gegebenem Anlass in der Bearbeitung Mozarts: das "Halleluja" aus dem Oratorium "Messias". Der bestens präparierte Chor und das konditionsstarke Orchester folgten jedem Schlag des Dirigenten. Ein wahres instrumentales und vokales Feuerwerk begeisterte die Zuhörer. Dieses "Halleluja" zog zu Herz und Himmel.

Insgesamt ein Konzert, in dem die mitteldeutschen Klangkörper diesmal kein musikalisches Heimatland mit Mendelssohn und Brahms "beackerten", sondern eine vor Jahren noch nicht druckreife Visitenkarte abgaben.

Als sprechender Mund aller Anwesenden dankte der wohl prominenteste Konzertgast, Stammapostel Wilhelm Leber, für das Engagement und der angesichts hochsommerlicher Temperaturen beeindruckenden Qualität: "Grandios - ein wahres Fest!" Eben Weihnachten im Sommer.

ctk

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