Apostel Zenker: Neuapostolische Kirche ist offener geworden

(24.09.2012) Hamburg. Apostel Wolfgang Zenker besuchte am 8. und 9. September 2012 den 34. Jugendtag der Neuapostolischen Kirche Norddeutschland. In einem Interview am 8. September schilderte er unter anderem seine Eindrücke über die Region Norddeutschland, über die jugendlichen Christen und über die Entwicklung der Kirche.

Wolfgang Zenker (59) ist seit 16 Jahren als Apostel der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland tätig. Er leitet sechs Kirchenbezirke in München und Umgebung, denen 85 Gemeinden und mehr als 12.000 neuapostolische Christen zugehörig sind. Bischof Paul Hepp steht ihm unterstützend zur Seite. Acht weitere Bereiche der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland werden von den Aposteln Herbert Bansbach (Karlsruhe), Hans-Jürgen Bauer (Ulm), Wolfgang Bott (Tübingen), Wolfgang Eckhardt (Freiburg), Volker Kühnle (Nürtingen), Jürgen Loy (Stuttgart), Dieter Prause (Nürnberg) und Hans-Peter Schneider (Heilbronn) geleitet.

Apostel Zenker, Sie sind als sogenannter Gastapostel zum Norddeutschen Jugendtag nach Hamburg eingeladen worden. Wann waren Sie das letzte Mal in Hamburg und wie gut kennen Sie Norddeutschland?

Norddeutschland kenne ich – ganz ehrlich – kaum. Das letzte Mal war ich in Hamburg, als Stammapostel Leber das Pfingstfest hier feierte. Daran habe ich natürlich schöne Erinnerungen. Aber was die Stadt selbst angeht, da kenne ich mich nicht gut aus.

Die Region ist das eine, die Menschen sind das andere: Gibt es Unterschiede, die Ihnen zwischen den neuapostolischen Christen aus Norddeutschland und Süddeutschland sofort auffallen?

Nach meinen ersten Begegnungen mit den Jugendlichen hier: Nein, da sehe ich keine Unterschiede. Du siehst die freudigen Herzen. Das ist das Schöne in der Neuapostolischen Kirche: Wo immer du hinkommst, du fühlst dich gleich geborgen. Und da erkennst du zunächst keinerlei Unterschiede. Im Gegenteil, du nimmst so viele Gemeinsamkeiten wahr. Auch deshalb, weil Jesus Christus uns miteinander verbindet.

Einen Jugendtag zu besuchen, ist mit viel Freude verbunden. Zu Ihren Aufgaben als Apostel gehört aber auch, Ansprechpartner für Glaubensgeschwister zu sein, die in große Bedrängnis geraten. In solchen Gesprächen bekommen Sie viel Sorge und Leid mit. Wie gehen Sie damit um?

Bezirksapostel Saur hat mir den Rat gegeben: „Wir müssen die Dinge, die wir von den Glaubensgeschwistern wahrnehmen und hören, da hingeben, wo sie hingehören – im Gebet zum lieben Gott. Du kannst dich nicht mit jeder vorgebrachten Sorge tagelang beschäftigen.“ Das soll nicht heißen, dass das, was mir von Glaubensgeschwistern erzählt wird, irgendwo abprallt. In einem Seelsorgegespräch bin ich ganz Ohr, ganz offen mit meiner Seele. Ich gebe einen Rat und bete dafür. Dann nimmt sich aber der liebe Gott der Sache an und wir Menschen – Trostsuchender wie Seelsorger – kommen zur Ruhe.

Zum Jugendtag: Wie haben Sie sich vorbereitet?

Sicher habe ich versucht vieles mit Gott zu machen, dass muss man auch immer tun – ohne Gebet geht gar nichts. Und dann beschäftigst du dich mit der Jugend. Jeder Jugendliche hat heute gewisse Erwartungen, jeder kommt mit seinen Sorgen. Und dann kannte ich natürlich das Jugendtags-Motto, was übrigens ein ganz tolles Motto ist: „Kennst du den Freund?“ Also: das Gebet, das Motto, die Stille, das In-sich-hinein-hören, die Verbindung zur Jugend – so habe ich mich auf den Jugendtag vorbereitet.

Woran haben Sie zuerst gedacht, als Sie das Jugendtags-Motto „Kennst du den Freund?“ gehört haben?

Ich habe gedacht: Mancher kennt Jesus Christus vielleicht nur vom Hörensagen. Aber dass wir ihn haben und an ihn glauben können, das ist einfach großartig. Das ist der Freund, der immer da war, der mein Berater war, als Jugendlicher, als jung Verheirateter, als Priester, als heutiger Vater – er war immer derjenige, der mich gelehrt hat, der da war und mich begleitet hat. Und er ist schlussendlich ja auch mein Fürsprecher, das darf ich nicht vergessen. Ich möchte ihn nie missen. Ja, das waren meine ersten Gedanken. Und das sind auch meine aktuellen Gedanken und Empfindungen.

Denken Sie bitte an Ihre Jugendzeit zurück: Wo liegen die Unterschiede zwischen der neuapostolischen Jugend damals und heute?

Wir können auf eine schöne Entwicklung in den letzten Jahrzehnten zurückblicken. Die Neuapostolische Kirche ist mit allen Glaubensgeschwistern, die dazugehören, einfach offener geworden. Einerseits in der Lehre, andererseits im Verhalten. Ich bin froh, dass die heutige Jugend ein so offenes Verhältnis zur Kirche und zu den Amtsträgern hat und sie diese Kirche, ihre Kirche, mitgestaltet – zum Beispiel rund um den Jugendtag. Das ist eine große Bereicherung.

Heutzutage haben die Jugendlichen viele Anforderungen gleichzeitig zu meistern. Wie lautet Ihre Empfehlung?

Meine Empfehlung: Setzt Gott an die erste Stelle. Und ganz konkret: Kämpft um jeden Gottesdienst.

Gibt es einen persönlichen Wunsch, den Sie für die jugendlichen Christen haben?

Ja, den habe ich: Dass sie immer wieder neu den lieben Gott erleben. Das persönliche Erleben ist einfach wichtig. Glaubenserlebnisse und -erfahrungen brauchen wir. Wir haben ja keinen Traditionsglauben, sondern einen lebendigen Glauben. Und wenn es nur Kleinigkeiten sind. Kleinigkeiten, die wir immer wieder erleben und Berührungen mit dem lieben Gott – ob nun im Gottesdienst selbst oder durch andere Erlebnisse.

 

Weitere Teile des Interviews mit Apostel Zenker werden in der neuapostolischen Jugendtags-Zeitschrift „Youth Paper“ veröffentlicht, die voraussichtlich Ende Oktober 2012 erscheinen wird. 

Interview: Antje Weber

Fotos und Text: Björn Renz

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