Gemeindemitglieder nähen 40.000 Alltagsmasken

Im Zuge der Lockerungen der Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie, gilt nun in vielen Bundesländern die sogenannte „Maskenpflicht“: das verpflichtende Tragen von nicht-medizinischen Alltagsmasken in öffentlichen Räumen wie zum Beispiel beim Einkaufen oder bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Seit sechs Wochen organisiert die Gebietskirche Nord- und Ostdeutschland eine Nähaktion zur Herstellung dieser Alltagsmasken.

Stoffberge von Alltagsmasken im Bezirk Wilhelmshaven

Stoffberge von Alltagsmasken im Bezirk Wilhelmshaven

Das Tragen einer sogenannten Alltagsmaske solle insbesondere andere schützen, falls der Träger der Maske infiziert sei, so die Auskunft des Robert-Koch-Instituts (RKI). Ende März rief die Gebietskirche ihre Gemeindemitglieder dazu auf, diese Alltagsmasken zu Hause anzufertigen und überzählige Masken bei Bedarf an bestimmte Personengruppen oder Institutionen zu spenden. Verwaltungsmitarbeiterin Anja Krampe ist Initiatorin dieser Aktion und berichtet von vielen kleinen Erfolgsgeschichten.

Etwa 200 Näherinnen und Näher

„Es haben sich etwa 200 Näherinnen und Näher gemeldet und engagieren sich an unserer Aktion ‚Help@Home‘“, berichtet Anja Krampe. Konfirmationen können aufgrund der aktuellen Situation nicht stattfinden. So habe sich Konfirmand Kjell Schacknies aus dem Bezirk Stade entschieden, anstelle Glückwünsche entgegenzunehmen und zu feiern, nun mit seiner Mutter "um die Wette zu nähen".

Andernorts zerlege Horst Röttger aus Hamburg-West in Kleinstarbeit alte Heftstreifen und beliefere Näherinnen und Näher mit sogenannten "Nasenbügeln", die für einen besseren Halt der Masken sorgen sollen. Zum Verteilen fahre er auch schon mal 200 km mit seinem Auto und belieferte auch Konfirmand Kjell mit etwa hundert Nasenbügeln. Seine Ehefrau Kirsten betätige sich indes als Näherin.

Alltagsmasken für Institutionen und Gemeindemitglieder

„Es beteiligen sich auch Helfer über die Neuapostolische Kirche hinaus“, so Anja Krampe. Alisajad aus Kabul (Afghanistan) habe in seinem Heimatland das Schneiderhandwerk gelernt und sei vor etwa fünf Jahren nach Hamburg-Harburg gekommen. In Deutschland habe er dann eine neuapostolische Familie kennengelernt und aus dem zunächst beruflichen Kontakt habe sich ein enges Vertrauensverhältnis entwickelt. Mit seinen Fähigkeiten unterstütze er nun ebenfalls die Aktion „Help@Home“ und habe bereits viele hundert Alltagsmasken genäht.

Auch Näherin Christa Ernst aus dem Bezirk Hamburg-Ost habe bereits vor der Corona-Pandemie ihre Näh-Talente für die kirchliche Arbeit eingesetzt: In den Jahren 2018 und 2019 unterstützte sie die Kostümbildnerin des Pop-Oratoriums mit ihren Fähigkeiten. In den Bezirken Hannover, Kiel und Wilhelmshaven haben sich ganze Teams von Näherinnen und Nähern gefunden, die ihre selbstgenähten Alltagsmasken vor allem an örtliche soziale Einrichtungen verteilten.

Alltagsmasken für soziale Einrichtungen

Die Empfänger der Alltagsmasken seien unteranderem die Kinderkrebs-Hilfe, Pflegeeinrichtungen, Behindertenwerkstätte, Hospize, Tafeln, kleinere Lebensmittelgeschäfte und natürlich auch einzelne Gemeindemitglieder.

So habe Ninja Kemmler aus Hannover-Süd gemeinsam mit ihren Kindern die „schulfreie“ Zeit genutzt, um zunächst die Gemeindemitglieder mit Alltagsmasken zu versorgen. Fünfzig weitere Masken gingen an das Seniorenheim im Laatzener Zentrum und zwei weitere Einrichtungen stünden bereits auf der Empfängerliste, berichtet Ninja Kemmler.

Etwa 40.000 Alltagsmasken

Im Zuge der bundesweiten Maskenpflicht, stiegen auch die allgemeinen Nachfragen nach Stoffen und Gummibändern für die Herstellung der Alltagsmasken. „Zum Glück habe ich bereits im März etliche Stoffhändler und Versandhäuser kontaktiert“, erklärt Anja Krampe, „Wir fragten nach einer möglichen Stoffspende und tatsächlich stellte uns die Firma Otto Versand eine Stoffspende von 575 Bettwäsche-Garnituren in 90 Kartons zur Verfügung“, Stoffe aus denen etwa 28.500 Alltagsmasken produziert werden konnten.

Dazu stellte die Verwaltung Stoffe für etwa 4.000 Alltagsmasken zur Verfügung und die Näherinnen und Näher nutzten zusätzlich private Stoffspenden und einige Reserven. „Wir schätzen, dass durch diese Aktion inzwischen rund 40.000 Masken produziert werden konnte“, fasst Anja Krampe zusammen.

Mit Blick auf die langsame Wiederaufnahme der Präsenz-Gottesdienste, werden die selbstgenähten Alltagsmasken auch dort zum Einsatz kommen. In Kombination mit den allgemeinen Hygieneregelungen wie Abstandhalten, die Einhaltung der Hustenetikette und einer gründlichen Händehygiene, biete eine Alltagsmaske eine zusätzliche Verminderung des Infektionsrisikos per Tröpfcheninfektion.

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