Die Entscheidung für die Verwaltung – „ein neuer und besonderer Lebensabschnitt“

Vor etwa drei Jahren erhielt Bischof Wolfgang Novicic das Angebot, die Position als Leiter der Verwaltung der Neuapostolischen Kirche Norddeutschland wahrzunehmen. Er nahm dieses Angebot an und ist seit dem 1. Januar 2015 in der Hamburger Verwaltung beschäftigt. Wie es ihm bisher mit dieser Entscheidung erging, wie er Privates, Berufliches und die Seelsorge miteinander verbindet, erfahren Sie im nachfolgenden Interview.

Wie haben Sie die Position als Verwaltungsleiter erhalten?

Im März 2014 erhielt ich einen Anruf von unserem Bezirksapostel Rüdiger Krause. Er bat mich am Abend in die Verwaltung zu kommen. Im persönlichen Gespräch eröffnete er mir seine Gedanken und wollte mir gerne die Verwaltungsleitung übertragen. Diese Aufgabe hatte unser Bezirksapostel bis dahin selber inne und konnte sie zeitlich nicht mehr erfüllen. Seine Frage war nun, ob ich mir diese Aufgabe vorstellen könne und zutrauen würde.

Kennen Sie noch Ihren ersten Gedanken, nachdem Sie von diesem Angebot erfahren haben?

Ja, ich dachte, es geht um eine allgemeine Mitarbeit in der Verwaltung. Ich war zuvor bereits zehn Jahre als Bischof tätig, ohne in die Verwaltungsarbeit mit eingestiegen zu sein. Aber als ich nun das Wort „Verwaltungsleitung“ hörte, war ich zunächst sprachlos.

Wie verlief der weitere Entscheidungsprozess?

Ich habe mich in demselben Augenblick entschieden und sofort zugesagt. Das war ein Herz- oder Bauchgefühl. Und da stimmte alles und stimmt bis heute. Eine für mich persönlich sehr gute Entscheidung!

Wie waren die Reaktionen zu Hause?

Meine Frau fragte mich, ob man die Entscheidung nicht zusammen hätte besprechen müssen. Aber ich hatte mich spontan entschieden. Meine Frau weiß, dass mir unsere Kirche überaus wichtig ist. Letztlich hat sie es nicht nur mitgetragen, sondern im Nachgang festgestellt, dass ich irgendwie ausgeglichener wirke.

Welche berufliche Tätigkeit hatten Sie zuvor ausgeübt?

Ich war technischer Angestellter in einer Druckerei mit leitender Funktion - ein mittelständisches Familienunternehmen und ich habe dort über dreißig Jahre meine Arbeit und Aufgaben ausgeübt. Insofern war meine Entscheidung für die Verwaltung ein neuer und besonderer Lebensabschnitt. Jetzt mache ich etwas ganz anderes und einfach das, was immer Inhalt meines Lebens war und ist: Für unsere Kirche arbeiten zu dürfen!

Können Sie beschreiben, wie sich dadurch Ihr Alltag verändert hat?

In meiner früheren Tätigkeit war ich von morgens bis abends tätig. Dann musste ich beizeiten auf die Uhr achten, um meine kirchlichen Tätigkeiten am Abend auszuführen.

Ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass ich meine Aufgaben nun etwas ruhiger umsetzen könne: Erst die Arbeit und dann bereitet man sich „so langsam“ auf den Termin am Abend vor. Aber so ist es nicht. Das mag an der vielen Arbeit mit der Fusion zu tun haben, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Der Arbeitstag ist lang, sodass sich zeitlich nicht viel verändert hat. Dieses „Rausstürmen“ vom Arbeitsplatz in kirchliche und seelsorgerische Aufgaben ist an manchen Tagen so geblieben. Allerdings kann ich hin und wieder tagsüber das eine oder andere Seelsorgegespräch am Telefon führen, was meine persönliche Situation entspannter macht.

Wie handhaben Sie insgesamt die Betreuung Ihrer Bereiche?

Ich habe sieben Kirchenbezirke in Mecklenburg-Vorpommern und Lüneburg zu betreuen – mit zum Teil recht langen Anfahrtswegen. Dann sitze ich schon einige Stunden im Auto, um die Gemeinden und Bezirke zu besuchen. Aber es lohnt sich, weil es großartige Gemeinden sind und wir tiefgläubige Geschwister vor Ort haben.

Kamen bereits Rückmeldungen bezogen auf zu wenige Besuche der Bezirke?

Ich versuche meine Zeit in den Bezirken gerecht einzuteilen und mit den Amtsträgern in Kontakt zu bleiben. Abendbesuche lassen sich natürlich „nicht mal eben“ in einem ganz entfernten Bezirk durchführen. Dann versuche ich Termine zu kombinieren.

Manchmal ist es allerdings notwendig, sofort zu reagieren und mich abends auf den Weg zu machen. Bisher habe ich noch keine Klage gehört, dass ich zu selten verfügbar wäre. Dazu sind die Brüder wie Geschwister auch viel zu feinfühlig.

Wie motivieren Sie sich selbst sowohl beruflich als auch ehrenamtlich aktiv zu bleiben?

Ganz einfach: Die Kirche ist von Anfang an, schon in jungen Jahren, ein ganz wichtiger Teil meines Lebens. Die übergeordnete Motivation ist natürlich Gott selbst. Die zusätzliche Motivation als Verwaltungsleiter arbeiten zu dürfen, ist unser Bezirksapostel. Wir haben einen sehr guten und engen Kontakt und ich freue mich, wenn wir uns austauschen können. Für mich ist das immer wieder bereichernd. Auch ein Teil unserer Apostel sind hin und wieder vor Ort in der Verwaltung und ich habe die Möglichkeit zum Austausch. Allein dies motiviert bereits, gibt neue Kraft und Freude – auch für meine seelsorgerische Arbeit.

Sehen Sie das als Ihre Lebensaufgabe?

Es ist auch eine Lebensaufgabe, ja. Man ist in Gedanken immer dabei. Natürlich gibt es auch Freizeiten, aber kein „absolutes Abschalten“. Das konnte ich in meiner alten Firma auch nur bedingt. Ein entscheidender Punkt ist, dass man seine Arbeit gerne macht und darin aufgeht.

Kommen wir etwas konkreter auf Ihre Aufgaben und die Verwaltung zu sprechen. Wie ist die Verwaltung in Nord- und Ostdeutschland strukturell aufgebaut?

Wir sind leider nicht in der glücklichen Lage, dass alle Verwaltungsmitarbeiter zusammen an einem zentralen Standort arbeiten. Insgesamt beschäftigen wir in unserer Kirchenverwaltung 44 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (circa 40 Mitarbeiterkapazitäten) an fünf verschiedenen Standorten: Hamburg, Hannover, Magdeburg, Schwerin und Taucha. Zusätzlich werden Verwaltungsaufgaben für das betreute Ausland von hier aus übernommen bzw. koordiniert. Wir haben überall motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sie alle bekommen es wunderbar hin, dass wir eine „Mannschaft“ werden. Sie machen mir meine Aufgabe sehr leicht.

Mit welchen Abteilungen bzw. Personen arbeiten Sie besonders eng zusammen?

Zum einen ist das die Person Bezirksapostel Krause, zum anderen aber auch die stellvertretende Verwaltungsleiterin, Schwester Birte Flügge. Wir tauschen uns, wenn möglich, häufig aus. Aber auch mit den drei Abteilungsleitern der Bereiche Finanzen, Bauwesen und der Allgemeinen Verwaltung stehe ich im engen Kontakt.

Könnten Sie beschreiben, wo genau Ihr Aufgabenbereich liegt?

Mein Aufgabenbereich sind unter anderem die vielfältigen Personalangelegenheiten, um die ich mich kümmere. Es gibt immer etwas zu regeln, zu besprechen, zu organisieren. Mir geht es auch darum, dass wir über alle Probleme und Schwierigkeiten der unterschiedlichen Arbeitsabläufe informiert werden, um zu einem schlanken Workflow zu gelangen. Da wir seit dem 1. Januar 2017 durch die Fusion eine neue Gebietskirche Nord- und Ostdeutschland geworden sind, haben wir auch die Personalabteilung zentralisiert.

Zurzeit stellen wir mit allen weiteren Gebietskirchen die Lohn- und Gehaltsabrechnungen einschließlich der Pensionszahlungen und Betriebsrenten um und haben damit ein externes Rechenzentrum beauftragt. Man kann sich die vielen Detailabstimmungen zu diesem sensiblen Thema kaum vorstellen.

Wenn ich meinen Arbeitstag betrachte, ist der Anteil der Seelsorgearbeit gering. Dies geschieht am Abend und das ist auch richtig so, weil ich für meine berufliche Tätigkeit als Leiter in der Verwaltung bezahlt werde. Die Unterscheidung ist mir persönlich wichtig, obwohl sie hier und da auch ineinander greift.

Was macht einen guten Verwaltungsmitarbeiter aus und wie hat sich die Fusion auf die Tätigkeit von Bischof Novicic ausgewirkt? – Um diese Fragen geht es im zweiten Teil des Interviews. Mehr.

 

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