Das neuapostolische Glaubensbekenntnis

Es gibt wenige Worte in der deutschen Sprache, die auch ohne jeden Zusammenhang, einfach aus sich selbst heraus, so viel feierliche Würde verstrahlen wie das Wort „Bekenntnis“. Wer sich zu etwas bekennt, meint es ernst, ganz gleich, ob es darum geht, eingebürgert zu werden, eigene Fehler einzugestehen oder einem anderen Menschen eine Liebeserklärung zu machen. Bekennen bedeutet, sich festzulegen und daran gemessen zu werden. Es bedeutet damit aber auch, ein Stück Inneres nach außen zu tragen. Sich bekennen braucht deshalb Mut.

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„Ich glaube ...“

Sich bekennen braucht Mut. Das gilt auch fürs Religiöse. Glaubensbekenntnisse sind mehr als das „Kleingedruckte“, die „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ einer Kirche. Im Glaubensbekenntnis ist zusammengefasst, woran diejenigen glauben sollen, die der Kirche angehören. Trotzdem sind diese Glaubenssätze nichts Starres, Unveränderliches. Über Jahrhunderte hinweg entstanden immer wieder neue Bekenntnisse oder bestehende wurden verändert. Denn der Glaube verändert nicht nur den Blick auf die Welt, sondern der Blick auf die Welt verändert auch den Glauben. „Veränderung ist für die kirchliche Lehre unverzichtbar, will sie nicht an den gegenwärtigen Generationen vorbeireden“, heißt es dazu im Katechismus der Kirche.

So wurde auch das neuapostolische Glaubensbekenntnis im Laufe der Jahrzehnte immer wieder verändert, zuletzt Anfang der 2000er-Jahre im Zuge der Arbeiten am Katechismus. Die Struktur des Bekenntnisses ist dabei unverändert geblieben. Es umfasst zehn Artikel, von denen die ersten drei im Wesentlichen dem altkirchlichen „Apostolikum“ entsprechen. Es sind jene Glaubenssätze, die Gott als dreieinig beschreiben: Vater, Sohn und Heiliger Geist. In den weiteren Artikeln geht es um die Sakramente, um Kirche und Amt, die Zukunftsvision und das Verhältnis der Gläubigen zum Staat.

Am Beginn jedes Glaubensartikels heißt es: „Ich glaube“. Die Formulierung in der Einzahl macht deutlich, dass Bekennen immer etwas Persönliches ist. Auch, wenn die Gemeinschaft ein identitätsstiftendes Merkmal der Christenheit ist, lässt sich das eigene Bekennen nicht an andere Menschen oder eine Gruppe delegieren. Hinter jedem „Wir glauben“ stehen immer einzelne, die dafür sagen müssen: „Ich glaube“. Umgekehrt wird damit auch unterstrichen, dass in einer christlichen Gemeinschaft, wie groß sie auch sein mag, immer der einzelne Mensch zählt.

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Zehn Glaubensartikel

1. Glaubensartikel
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

2. Glaubensartikel
Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben, begraben, eingegangen in das Reich des Todes, am dritten Tag auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er wiederkommen.

3. Glaubensartikel
Ich glaube an den Heiligen Geist, die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.

4. Glaubensartikel
Ich glaube, dass der Herr Jesus seine Kirche regiert und dazu seine Apostel gesandt hat und noch sendet bis zu seinem Wiederkommen mit dem Auftrag zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und Heiligem Geist zu taufen.

5. Glaubensartikel
Ich glaube, dass die von Gott für ein Amt Ausersehenen nur von Aposteln eingesetzt werden, und dass aus dem Apostelamt Vollmacht, Segnung und Heiligung zu ihrem Dienst hervorgehen.

6. Glaubensartikel
Ich glaube, dass die Heilige Taufe mit Wasser der erste Schritt zur Erneuerung des Menschen im Heiligen Geist ist und dass dadurch der Täufling aufgenommen wird in die Gemeinschaft derer, die an Jesus Christus glauben und ihn als ihren Herrn bekennen.

7. Glaubensartikel
Ich glaube, dass das Heilige Abendmahl zum Gedächtnis an das einmal gebrachte, vollgültige Opfer, an das bittere Leiden und Sterben Christi vom Herrn selbst eingesetzt ist. Der würdige Genuss des Heiligen Abendmahls verbürgt uns die Lebensgemeinschaft mit Christus Jesus, unserm Herrn. Es wird mit ungesäuertem Brot und Wein gefeiert; beides muss von einem vom Apostel bevollmächtigten Amtsträger ausgesondert und gespendet werden.

8. Glaubensartikel
Ich glaube, dass die mit Wasser Getauften durch einen Apostel die Gabe des Heiligen Geistes empfangen müssen, um die Gotteskindschaft und die Voraussetzungen zur Erstlingsschaft zu erlangen.

9. Glaubensartikel
Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist, und die Erstlinge aus den Toten und Lebenden, die auf sein Kommen hofften und zubereitet wurden, zu sich nimmt; dass er nach der Hochzeit im Himmel mit diesen auf die Erde zurückkommt, sein Friedensreich aufrichtet und sie mit ihm als königliche Priesterschaft regieren. Nach Abschluss des Friedensreiches wird er das Endgericht halten. Dann wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen und bei seinem Volk wohnen.

10. Glaubensartikel
Ich glaube, dass ich der weltlichen Obrigkeit zum Gehorsam verpflichtet bin, soweit nicht göttliche Gesetze dem entgegenstehen.