Sich bekennen braucht Mut. Das gilt auch fürs Religiöse. Glaubensbekenntnisse sind mehr als das „Kleingedruckte“, die „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ einer Kirche. Im Glaubensbekenntnis ist zusammengefasst, woran diejenigen glauben sollen, die der Kirche angehören. Trotzdem sind diese Glaubenssätze nichts Starres, Unveränderliches. Über Jahrhunderte hinweg entstanden immer wieder neue Bekenntnisse oder bestehende wurden verändert. Denn der Glaube verändert nicht nur den Blick auf die Welt, sondern der Blick auf die Welt verändert auch den Glauben. „Veränderung ist für die kirchliche Lehre unverzichtbar, will sie nicht an den gegenwärtigen Generationen vorbeireden“, heißt es dazu im Katechismus der Kirche.
So wurde auch das neuapostolische Glaubensbekenntnis im Laufe der Jahrzehnte immer wieder verändert, zuletzt Anfang der 2000er-Jahre im Zuge der Arbeiten am Katechismus. Die Struktur des Bekenntnisses ist dabei unverändert geblieben. Es umfasst zehn Artikel, von denen die ersten drei im Wesentlichen dem altkirchlichen „Apostolikum“ entsprechen. Es sind jene Glaubenssätze, die Gott als dreieinig beschreiben: Vater, Sohn und Heiliger Geist. In den weiteren Artikeln geht es um die Sakramente, um Kirche und Amt, die Zukunftsvision und das Verhältnis der Gläubigen zum Staat.
Am Beginn jedes Glaubensartikels heißt es: „Ich glaube“. Die Formulierung in der Einzahl macht deutlich, dass Bekennen immer etwas Persönliches ist. Auch, wenn die Gemeinschaft ein identitätsstiftendes Merkmal der Christenheit ist, lässt sich das eigene Bekennen nicht an andere Menschen oder eine Gruppe delegieren. Hinter jedem „Wir glauben“ stehen immer einzelne, die dafür sagen müssen: „Ich glaube“. Umgekehrt wird damit auch unterstrichen, dass in einer christlichen Gemeinschaft, wie groß sie auch sein mag, immer der einzelne Mensch zählt.