Geistliches Amt

Insgesamt haben sich in der Neuapostolischen Kirche drei Amtsstufen etabliert, neben den Aposteln noch Priester und Diakone. Wer zuletzt neuapostolische Gemeinden besucht hat, dürfte allerdings noch weitere Amtsbezeichnungen gehört haben: Hirten, Evangelisten, Bezirksevangelisten, Bezirksälteste, Bischöfe. Die gibt es auch – noch. Sie sind aber, organisatorisch gesehen, „Auslaufmodelle“. 2019 wurde das neuapostolische Amtsverständnis reformiert.

Seit Anfang 2023 können auch Frauen ins geistliche Amt ordiniert werden. Das hat der internationale Kirchenleiter am 20. September 2022 in einer weltweit ausgestrahlten Videoansprache bekannt gegeben.

Apostel

Apostel begegnen den meisten Menschen im Alltag nur selten. Wenn, sind es allenfalls „Moralapostel“, um deren Image es naturgemäß nicht allzu gut bestellt ist. Ansonsten dürften die meisten beim Stichwort Apostel eher an die biblischen Gestalten denken, die mit Jesus beim letzten Abendmahl zusammensitzen, wie es da Vinci auf dem berühmtesten aller Wandgemälde verewigte. Doch Apostel gibt es in der christlichen Kirche auch heute noch. In der Neuapostolischen Kirche verweist schon ihr Name auf „neue Apostel“. Deren Geschichte beginnt im 19. Jahrhundert.

Das griechische Wort „Apostel“ bedeutet „Gesandter“. Die Bezeichnung verweist auf den biblischen „Missionsbefehl“, den Jesus seinen Aposteln gab: „Gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ Darin sehen auch diejenigen, die heute das Apostelamt tragen, ihren Kernauftrag: als Gesandte Jesu dessen Lehre verbreiten.

Die Apostel sehen sich bevollmächtigt, andere Amtsträgerinnen und Amtsträger in der Kirche zu ordinieren, also in ihr Amt einzusetzen. Sie selbst werden vom Stammapostel in ihr Amt berufen. Außerdem ist es ihnen vorbehalten, das Sakrament der Heiligen Versiegelung zu spenden. Auch der Zuspruch an die Gläubigen, dass ihnen im Namen Jesu Christi ihre Sünden vergeben sind, ist an ihr Amt geknüpft. Damit diese „Freisprache“ allerdings in jedem Gottesdienst verkündet werden kann, haben sie diese Aufgabe an die priesterlichen Ämter delegiert. Die Priester verkünden es deshalb „im Auftrag meines Senders, des Apostels“ der Gemeinde.

Unter den mehr als 300 Aposteln, die weltweit für die Kirche tätig sind, haben 14 von ihnen den Auftrag als Bezirksapostel einen geografisch definierten Bereich zu leiten. Rechtlich handelt es sich um eine oder mehrere Gebietskirchen, denen sie vorstehen. In ihrem Arbeitsbereich haben sie damit die geistliche und organisatorische Führungsverantwortung. Sie sind die engsten Mitarbeiter des Stammapostels und bilden zusammen die Bezirksapostelversammlung. Unterstützt werden einige von ihnen von Aposteln, die als Bezirksapostelhelfer ernannt sind. Die übrigen Apostel betreuen ihrerseits eigene Arbeitsgebiete innerhalb der Bezirksapostelbereiche.

Die Apostel im Landesvorstand

Stammapostel

Der oberste Geistliche in der Neuapostolischen Kirche ist der Stammapostel. Unter den Aposteln hat er eine herausgehobene Position. Begründen lässt sie sich biblisch: Auch Petrus hatte unter den urchristlichen Aposteln eine besondere Stellung. Wurde der Stammapostel in früheren Jahrzehnten oft als patriarchalische Führungspersönlichkeit dargestellt, hat sich dieses Bild im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gewandelt. Heutzutage betont die Kirche, dass über wichtige Entscheidungen oft lange im Kreis der Bezirksapostel mit dem Stammapostel diskutiert und um den richtigen Weg gerungen wird – nicht anders, als es die Bibel auch von den ersten Aposteln berichtet. Damit hat der Stammapostel zwar das letzte Wort, Führung wird aber als Gemeinschaftsaufgabe gesehen.

Priester und Diakone (w/m)

Wie auch die Apostel sind Priester und Diakone dazu berufen, zu predigen, also der Gemeinde das „Wort Gottes“ zu verkündigen. Im Unterschied zu den Diakonen sind Priester außerdem bevollmächtigt, mit der Gemeinde das Heilige Abendmahl zu feiern. 

Organisatorisch sind es Priester, die damit beauftragt werden, Gemeinden oder Kirchenbezirke zu leiten. Früher wurden sie dafür als Evangelisten, Hirten oder Bezirksälteste ordiniert. Seit 2019 werden sie nur noch neben ihrem Priesteramt als Gemeinde- oder Bezirksvorsteher beauftragt. Eine traditionelle Amtsbezeichnung wurde allerdings beibehalten – sozusagen als Ausnahme, die die Regel bestätigt: Priester, die als Helfer von Aposteln ernannt werden, heißen auch weiterhin Bischöfe. Anders als früher, ist dies allerdings kein eigenständiges Amt mehr.

Frauenordination

Ab 2023 können auch Frauen ins geistliche Amt ordiniert werden. Das hat der internationale Kirchenleiter am 20. September 2022 in einer weltweit ausgestrahlten Videoansprache bekannt gegeben.

„Aufgrund der Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit der Geschlechter“ sei es möglich, Frauen mit Amtsvollmacht zu betrauen, sagte Stammapostel Jean-Luc Schneider. Das betreffe alle Amtsstufen: Diakon, Priester und Apostel. Mit Blick auf die weltweiten kulturellen Unterschiede gilt: „Der damit verbundene Amtsauftrag wird überall dort erteilt, wo es von der Gesellschaft und Gemeinde angenommen wird“.

Weitere Information bieten die Fragen und Antworten auf nak.org.